Neurodiversität beschreibt, dass Menschen ihr Inneres und die Welt auf unterschiedliche Weise erleben und organisieren. Für viele Erwachsene ist es eine Erleichterung, dafür eine Sprache zu finden. Manches, was lange als persönlicher Fehler galt – zum Beispiel Überreizung, Sprunghaftigkeit, das Bedürfnis nach klaren Strukturen oder der Rückzug nach intensiven Kontakten – bekommt in diesem Blick Würde und Kontext. In der Praxis geht es nicht darum, ein bestimmtes Funktionieren zu erreichen, sondern Ihr Erleben so zu verstehen, dass es im Alltag tragbarer wird.

Kooperation mit Diagnostik-Praxen

Ich arbeite mit Praxen zusammen, die eine differenzierte Diagnostik zu ADHS und zum Autismus-Spektrum anbieten. Wenn eine Abklärung sinnvoll erscheint oder gewünscht wird, kann dieser Schritt transparent organisiert und mit der psychotherapeutischen Arbeit abgestimmt werden. Diagnostik und Therapie sind dabei keine Gegensätze: Die Ergebnisse schaffen Orientierung; die Behandlung bleibt beziehungsorientiert und auf Ihr Erleben bezogen.

Psychodynamische Behandlung von ADHS & Autismus-Spektrum

Psychodynamisch interessiert weniger eine Checkliste als die Frage, wie sich Ihr Erleben anfühlt und wie es sich in Beziehungen zeigt. Viele beschreiben ein Nebeneinander von großer Sensibilität und starker Anstrengung, von Klarheit und Erschöpfung, von Nähewunsch und Rückzug. Im therapeutischen Raum dürfen diese Spannungen existieren, ohne sofort gelöst werden zu müssen. Wir halten inne, wenn Tempo zu hoch wird, und geben Sprache, wenn etwas schwer greifbar ist. Die Haltung ist freundlich und präzise: Ihr Maß zählt, nicht ein Ideal.

Was im Raum bedeutsam werden kann

Manchmal ist es die Suche nach der richtigen Dosierung: Wie viel Reiz ist noch anregend, ab wann wird es zu viel? Manchmal ist es die Frage nach Missverständnissen: Wie werden Signale gelesen, wie kommen sie an, was geht verloren? Und oft geht es um Selbstwert und Zugehörigkeit: Darf das Eigene sichtbar werden, auch wenn es ungewöhnlich ist? Solche Themen werden nicht als Defizite behandelt, sondern als ernstzunehmende Teile Ihrer Lebenswirklichkeit.

Alltag, Umfeld, Zusammenarbeit

Neurodiverses Erleben betrifft nicht nur das Innere, sondern auch Umgebungen: Arbeit, Studium, Familie, Freundschaften. Wo es sinnvoll ist, kann das Gespräch diese Kontexte mit einbeziehen – nicht, um sie zu normieren, sondern um zu verstehen, welche Bedingungen tragen und welche überfordern. Je nach Situation ist die Zusammenarbeit mit Hausärzt*innen, Fachärzt*innen oder Diagnostik-Zentren hilfreich. Ziel bleibt, dass Sie über Ihr eigenes Erleben besser verfügen können.