Viele Menschen kommen mit Erschöpfung, die sich nicht mehr ausschlafen lässt, und mit einer Niedergeschlagenheit, die den Alltag klein macht. Manche nennen es Burnout, andere Depression. Beides beschreibt Erfahrungen, in denen die innere Kraft stiller geworden ist. Der Blick hier ist nicht wertend: Es geht darum, ein Erleben ernst zu nehmen, das oft lange getragen und gut versteckt wurde – aus Verantwortungsgefühl, Loyalität, Scham oder schierer Notwendigkeit.

Wie sich das zeigen kann

Burnout und Depression sind keine identischen Begriffe, sie berühren sich jedoch häufig. Erschöpfung, Antriebsmangel, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Rückzug, Grübeln, Schuldgefühle, das Gefühl von innerer Leere oder Überlastung – vieles davon kann auftreten, muss es aber nicht. Entscheidend ist weniger eine vollständige Liste als die Frage, wie sich Ihr Alltag anfühlt: Was ist zu schwer geworden? Wo wird es eng? Wo ist das Eigene kaum noch zu spüren?

Burnout und Depression – Unterschiede, Überlappungen

Unter Burnout wird oft eine Erschöpfung verstanden, die aus anhaltender Überforderung im Außen gewachsen ist – beruflich oder familiär. Eine Depression kann ganz ähnlich aussehen, folgt jedoch nicht zwingend äußeren Belastungen und färbt häufig den Blick auf sich selbst stärker negativ. In der Praxis sind die Grenzen nicht scharf. Wichtiger als eine Etikette ist ein Verstehen, das trägt: Woher kommt die Müdigkeit? Welche Bedeutung hat sie? Was versucht sie zu schützen?

Der Raum der Therapie

Therapie bietet einen verlässlichen Ort, an dem nichts bewiesen werden muss. Der Ton ist freundlich und präzise, das Tempo human. Es gibt keine Forderung, schnell wieder zu funktionieren. Stattdessen entsteht Raum, in dem Gefühle, Erwartungen und Maßstäbe sichtbar werden können – ohne sie zu verurteilen. Manche spüren zum ersten Mal seit Langem, dass auch Schwäche Sprache haben darf.

Was im Hier-und-Jetzt bedeutsam werden kann

Oft zeigen sich feine Bewegungen: der Impuls, alles richtig zu machen; das vorauseilende Entschuldigen; die Angst, andere zu enttäuschen; der Drang, sich nicht zu belasten. Diese Regungen erzählen davon, wie Zugehörigkeit gesichert wurde und wie Schutz funktioniert. Im Gespräch werden sie nicht korrigiert, sondern verstanden. So entstehen kleine Spielräume, in denen Entscheidungen weniger von Angst und mehr von Stimmigkeit geleitet sind.

Alltag und Umfeld

Erschöpfung und Niedergeschlagenheit stehen nicht isoliert. Arbeitsrhythmen, Verantwortung, Beziehungen, Schlaf, Lärm, Erwartungen – vieles bildet den Hintergrund. Im Gespräch kann das Umfeld so weit einbezogen werden, wie es hilfreich ist. Es geht nicht um einen kompletten Umbau des Lebens, sondern um ein verständliches Maß: Was ist zu viel? Was ist zu wenig? Welche Bedingungen sind freundlich, welche zehren? Antworten entstehen nicht aus einem Schema, sondern aus Ihrer Lebenswirklichkeit.

Verlauf

Veränderung zeigt sich selten als Durchbruch. Häufig beginnt sie leise: ein Moment von Erleichterung; ein Abend mit etwas mehr Ruhe; ein Gespräch, das nicht nur aus Pflicht besteht; ein inneres Nicken, dass man sich nicht verlassen muss, wenn man sich schwertut. Funktionieren muss nicht verschwinden; es wird durchlässiger für Lebendigkeit. Das ist kein Programm, sondern eine Erfahrung, die mit der Zeit Boden gibt.

Medizinisches und Zusammenarbeit

Je nach Situation kann eine haus- oder fachärztliche Mitbehandlung sinnvoll sein – etwa zur Abklärung körperlicher Faktoren oder zur Besprechung medikamentöser Optionen. Diese Schritte werden transparent gehalten und mit der psychotherapeutischen Arbeit abgestimmt. Wichtig ist, dass alles in einem Tempo geschieht, das Sicherheit gibt.